Kleine Erfolge machen große Menschen

22. Oktober 2020 3 Von annik

Kleine Schritte führen auch zu Ziel, manchmal sogar schneller als wenn man vorranprescht und Umwege einstecken muss.

In meiner ersten Woche hier in der Academie wurde ich gefragt, ob ich der kleinen Emma jeden Freitag absichtslose Reittherapie geben möchte. Ich war erstmals etwas überumpelt. Keine Woche da und schon sollte ich Unterricht übernehemen? Aber ich dachte mir, Annik du versuchst es mal und wenn es nicht passt, zwingt dich keiner weiter zu machen.

Doch nach den ersten fünf Minuten war mir klar, dass ich diesen Teil der Woche nicht mehr so schnell wieder hergeben würde.

Die kleine Emma, keine fünf Jahre alt, hat mir an diesem ersten Tag hin und wieder ein kleines verhaltenes Lächeln und ein schüchtern gemurmeltes Ja geschenkt.

Etwas verunsichert, ob ihr es auch wirklich gefallen hat und ich alles richtig gemacht habe, habe ich nach der halben Stunde Emma wieder zu ihren Eltern gebracht. Diese waren hell auf begeistert, da Emma anscheinend zum ersten Mal die komplette halbe Stunde genutzt hat. Das hat mich sehr ermutigt und seither kommt sie mit einem stahlenden Lächlen jeden Freitag zu mir in die Academie.

Mit jedem Mal dem sie wiederkommt, traut sie sich immer mehr.

Erst kam das Traben, auf das sie inzwischen nicht mehr verzichten möchte und unsere halbe Stunde reiten, aus fast 50% Traben besteht.

Die kleine Emma hält mich auf jeden Fall fit. ☺︎

Dann hat sie sich getraut, sich auf dem Sattel umzudrehen und verkehrt herum zu reiten, als nächstes kam hinter dem Sattel sitzend reiten, dann ohne Hände zu reiten und inzwischen stellt sie sich, wenn das Pony steht, schon auf den Sattel drauf.

Gleichzeitig versuche ich durch verschiedene Übungen wie Armkreise, die ihr noch etws schwer fallen, ihr körperliches Bewusstsein und ihre kognitiven und koordinativen Fähigkeiten zu erreichen und fördern.

Und mit jedem Mal dem sie wiederkommt, wächst stetig ihr Vertrauen zu mir. Wir unterhalten uns immer mehr und ich darf sie inzwischen auch schon berühren, um ihr zum Beispiel zu helfen hinter den Sattel zu rutschen o.ä.

Nichts kann sie abschrecken Freitags in die Academie zu kommen. Nicht der Regnen, oder das ihr Bruder nicht zu seiner Therapiestunde gehen möchte und sie alleine kommen muss.

Es weckt beeindruckende Gefühle, wie zum Beispiel unbändigen Stolz in einem, wenn man die immensen Fortschritte miterleben darf, die ein so junger Mensch über so kurze Zeit (mit einem zusammen) macht. Oder die Vertrauensbeweise, die man Stück für Stück geschenkt bekommt. Als sie zum ersten Mal von sich aus meine Hand genommen hat, ist mir mein Herz fast aus der Brust gesprungen.

Es ist unglaublich was so ein kleines Mädchen alles mit einem machen kann und einen fühlen lässt. Diese Leichtigkeit, wenn sie mich vom Pferd aus anstrahlt und schneller, schneller sagt.

Sie weckt Lebensfreude, Vertrauen und unbändige Achtung in mir. Emma ist ein riesen Vorbild für mich und motiviert mich, dass auch wenn es einem manchmal etwas schwerfällt voran zukommen, es sich trotzdem lohnt weiter zu machen.